Diesen letzten Eintrag unseres Sommertörns schreibe ich am Flughafen (und später zuhause).
Die Ankerwinsch ist also ersetzt, sie wurde drei Tage nach dem Exitus ihres Vorgängers per Kurier aus Athen über Volos und per Fähre nach Alonissos geliefert und dann abends am gleichen Tag eingebaut.
Um die Zeit bis zur Lieferung zu nutzen, segeln wir am Mittwoch (26.6.) noch von Steni Vala nach Skantzoura, das ist eine kleine unbewohnte Insel 15sm südlich von Alonnisos, und ankern dort an dem noch kleineren, vorgelagerten Eiland Prasso, als einzige Yacht.
Da neuerdings unser Ankerlicht den Dienst verweigert – wahrscheinlich ein Kontaktproblem, das aber nur durch Aufentern ins Masttopp lösbar wäre – hänge ich ersatzweise meine LED-Lampe aus dem Baumarkt ins Cockpit, und zwar im energiesparenden Flackermodus; das blau-rote Geflimmer lässt Diskofeeling aufkommen.
Die ersten Ankermanöver ohne Winsch: das Einholen von 40m Kette und dem 14kg-Anker klappt gut, auch wenn mein Rücken mich noch ein paar Tage dran erinnert. Für das Ankern auf Prasso und dann Donnerstag in Votsi nutzen wir den etwas leichteren Bruce-Anker mit 50m Trosse, die natürlich viel leichter zu handhaben ist als die Kette.
Mit dem Mechaniker Nikos Manamatenios haben wir ausgemacht, dass wir für die Reparatur am Donnerstag Nachmittag nach Votsi kommen, einen Nachbarort des Inselhauptortes Patitiri (Alonnisos). Dort hat er seine Werkstatt. Wir ankern mitten in dem kleinen Hafen vor hohen Felsen, denn der gemauerte Kai ist für die Kaikis reserviert. Später am Nachmittag bringen wir zusätzlich zum Heckanker noch eine Landleine aus. Als wir schon nicht mehr mit einer Reparatur am gleichen Tag rechnen, ruft Nikos an, wo wir denn bleiben – wir sollten an den Kai kommen, damit er nicht alles Werkzeug auf sein Boot laden muss. Also nochmal Anker auf, dann neu ankern und mit dem Bug in eine enge Lücke am Kai. Zwischen den Fischerbooten anzulegen, ist heikel, weil kaum abzusehen ist, wo deren Muringleinen und Anker liegen. Tatsächlich stellen wir beim Schnorcheln fest, dass unser Anker mit einer Fluke ganz knapp neben einer schräg verlaufenden, armstarken Kette liegt. Wenn er sich dort verhakt, ist er ohne einen Flaschentaucher kaum frei zu bekommen. Aber wir haben Glück am nächsten Morgen, und der Anker lässt sich ohne Problem hochziehen.
Auch der Einbau am Donnerstag Abend verläuft einigermaßen glatt, wenn auch die Monteure in dem schwer zugängigen Ankerkasten nur unter Verrenkungen arbeiten können.
Am Abend dann – kaum ist die Reparatur vollendet und bezahlt – beschimpfen uns ein paar ältere Männer auf Griechisch, weil wir den Platz eines der ihren belegen. Ich versuche auf Griechisch zu erklären, das Manamatenios uns den Platz angewiesen und gemeint hat, eine Nacht könnten wir bleiben. Mein Radebrechen zaubert ein Lächeln in das Gesicht des besonneren der Herren, und er beschwichtigt seine Kumpels – wir bleiben und gehen erst mal essen in die über dem Hafen an Fels gelegene Taverne.
Wir wollen am Sonntag Abend den Pagasitischen Golf erreichen, und haben bs dahin noch drei mittlere Tagesetappen von jeweils rund 20sm vor uns. Der Wetterbericht verspricht leichten Nord- bis Nordostwind, so dass das gut machbar sein sollte.
Freitag 28.6.
Bald ist die Südspitze von Alonnisos ereicht, dann springt der Wind im Kanal zwischen den Inseln mehrmals fast 180° um und strapaziert unsere Geduld, bis wir in Luv der Inseln wieder im freien Wind weiter segeln können zum Tagesziel Skopelos Stadt.
Samstag 29.6.
Pünktlich um 9:30 kommt der bestellte Tankwagen. Obwohl wir erst gut 60 Liter Diesel verbraucht haben, füllen wir den Tank schon mal auf, um in Volos Zeit zu sparen.
In der Nacht hat sich der Meltemi auf über 20kn verstärkt, und draußen vor dem Hafen sieht die See recht ungemütlich aus, große, unregelmäßige Wellen und Schaumkronen. Erst als es am frühen Nachmittag nachlässt, fahren wir stark gerefft raus, eine gute Entscheidung, denn schon bald nimmt der Wind so weit ab, dass wir die Segel ganz ausrollen können. An Skopelos‘ Nordkap wird es dann nochmal richtig unangenehm durch Kreuzseen. Für die letzten Meilen bis Skiathos brauchen wir dann den Volvo. Aufgrund der vielen dort ansässigen Charterfirmen ist es in Skiathos meistens schwer, einen Platz zu finden. Aber da wir schon recht viele Boote heute rausfahren gesehen haben, die offensichtlich heute am Samstag ihren Törn beginnen, wagen wir es, und der Hafenmeister weist uns einen sicheren Platz zu.
Beim Landgang drängen wir uns mit tausenden anderen Touristen und Partyvolk durch die Straßen mit ihren unzähligen Tavernen, Cafés und Läden.
Sonntag 30.6.
Heute beginnen wir mit einem kurzen Badestopp auf Tsougria, einer der beliebten kleinen Inseln, die die Ausflugsboote von Skiathos täglich ansteuern. Bevor sie „unseren“ Strand ereichen, sind wir wieder weg und mit herrlichem Halbwindkurs mit Höchstgeschwindigkeit unterwegs nach Westen zum Golf von Volos.
Wir ankern an der Westseite des Inselchens Palio Trikeri, in Sichtweite des ehemaligen Frauenklosters. Die alte Frau, die als einzige noch dort wohnt, sperrt uns gerne die Kirche auf.
Montag 1.7.
Bei Flaute motoren wir die letzten 3 Stunden nach Volos, und machen uns daran, alles für den Flug nach München einzupacken. Da diesmal keine Chartergäste mehr kommen, können wir immerhin auch persönliche Dinge an Bord lassen.
Wir blicken zurück auf fünf herrliche Wochen mit durchgehend sommerlichem Wetter, zwar mit den üblichen technischen Problemen, aber ohne jede bedrohliche Situation, mit vielfältigen Natureindrücken.
Hier seht ihr nochmals die gesamte Route der 5 Wochen (509sm) – bitte auf das Bild klicken! – dann könnt ihr reinzoomen!
Dienstag früh mit Condor nach München.