Statt Text heute ausnahmsweise drei Videos vom Kranen:
Samstag und Sonntag dann weiter Arbeiten zum Einwintern:
Sonntag bis Mittwoch 6. – 9. Oktober 2024
Früher, als Eos noch verchartert wurde, fanden wir es anstrengend, zum Ende des Törns immer alle persönlichen Sachen wegräumen zu müssen. Das entfällt jetzt zum Glück – aber: stattdessen sind jetzt viele Arbeiten dazugekommen, die bisher die Charterbasis für uns (mehr oder weniger) erledigt hat: Dinghy einpacken, Motor- und Getriebeservice, Segel reinigen und runternehmen, Anker und Kette reinigen und rauslegen, Wassertank entleeren und reinigen, Starterbatterie mit PV-Anlage verbinden, Leinen und Schoten waschen, Wäsche waschen, Kühlschrank ausräumen, alles innen und außen putzen, Stromkabel und Wasserschläuche aufräumen, Bimini und Sprayhood abbauen, Zinkanoden erneuern,…
Impeller entfernenÖl ablassenSaildrive-Yoga
Tatsächlich sind wir drei Tage fast ununterbrochen beschäftigt. Erst am Dienstag Nachmittag dann ein letzter Genuss-Ausflug per Leihauto zu einigen schönen Plätzen auf Leros.
Windmühlen in PanteliLeros CastlePlatanos, Kirche der Verklärung ChristiLeros CastleIsidoros-Kapelle bei Kokkali
Für Samstag Vormittag haben wir den Krantermin bei Moor&Dock vereinbart, das ist eine Werft mit Trockenlager im Norden von Leros. Daher sollten wir uns jetzt langsam Richtung Norden bewegen.
Mittwoch hat der Meltemi sich etwas abgeschwächt, erreicht aber noch bis 5 Beaufort, so dass wir am Wind meistens noch mit gerefften Segeln fahren. Die See ist durch den Starkwind der letzten Tage auch noch recht unruhig, so dass die Segelei nicht so ganz gemütlich bleibt. Immerhin kommen wir zügig voran, erreichen am Nachmittag die uns wohlbekannte Bucht Palionisos und genießen ein weiteres Abendessen bei Kaledonis.
Donnerstag 3. Oktober 2024
Beim Ablegen spricht uns jemand von seinem Dinghy an, es ist Michel aus Kanada, der mit seiner Yacht schon mehrmals in unserer Nähe lag. Von Yacht zu Dinghy plaudern wir noch ein paar Minuten über unsere jeweiligen Erfahrungen und Pläne, bevor wir die Bucht verlassen.
Der Wind ist inzwischen so gut wie eingeschlafen, und der Volvo kommt zum Einsatz. Immerhin ist unsere Meilenbilanz bisher recht positiv, im Sinne von geringem Motoranteil, ca. 20-25%.
So erreichen wir also Leros, wo Eos überwintern wird. Nach einer Badepause in einer kleinen namenlosen Bucht an der Südostseite motoren wir weiter bis in die Lakki Marina. Meine Anfrage nach einem Platz für heute Nacht war zwar auch gestern wieder abgewiesen worden, aber als ich am Nachmittag nochmal anrufen, bekommen wir eine Zusage. In dieser Marina liegen wir durch den Jahreskontrakt bei Moor&Dock sogar kostenlos – wenn es denn Platz gibt.
Beim Einlaufen in die große Bucht – Leros gilt als einer der größten Naturhäfen des Mittelmeers – dann eine Überraschung: Am Kai liegt ein Schiff mit der deutschen Aufschrift „KÜSTENWACHE“. Auf den zweiten Blick ist das nicht so überraschend, es handelt sich natürlich um einen Einsatz zur Sicherung der europäischen Außengrenze im Rahmen von Frontex.
Ich habe Gelegenheit, mit einem der Polizeioffiziere zu sprechen: der Einsatz läuft schon seit 2016 in verschiedenen Bereichen der griechisch-türkischen Grenze; hier in Leros ist man seit 2 Jahren stationiert an Bord sind ca. 18 Seeleute, außer Deutschen auch Holländer und Polen. Natürlich arbeiten sie auch eng mit der griechischen Coastguard zusammen, deren Schnellboot nebenan an der Pier liegt. Wenn sie bei ihren täglichen Patrouillen ein Schlauchboot innerhalb türkischer Gewässer entdecken, kontaktieren sie die griechische Küstenwache, die eigentlich verpflichtet ist, illegale Grenzübertritte zu verhindern. Sobald ein Flüchtlingsboot europäische Gewässer erreicht hat, sorgen sie für das offizielle Registrierungsverfahren, d.h. die Menschen werden in das „Hotspot“-Aufnahmelager nach Leros gebracht.
Ein seltenes Erfolgserlebnis, sagt er, sei es, wenn sie mal ein Schnellboot aufbringen, den Kapitän festsetzen und ihn als Schleuser der Justiz zuführen können.
Flüchtlingslager von Lakki/Leros
Freitag 4. Oktober 2024
Vor dem Einwintern stehen diverse Wartungsarbeiten an. Allein das Schlauchboot zu reinigen, entlüften und einzupacken, beschäftigt uns fast zwei Stunden.
Für die Arbeiten am Motor, mit denen ich wenig Erfahrung habe, unterstützt uns Bernd tatkräftig aus der Ferne, mit Telefonseelsorge und sogar mit ausführlichen Video-Anleitungen. Zunächst kaufe ich alle nötigen Öle und Filter im Marineladen – um dann zu erfahren, dass es schlauer gewesen wäre, statt der teuren Original-Volvo-Teile baugleich „Generika“ zu besorgen (aber woher nehmen?).
Dann bietet sich ein weiterer Helfer an: als ich Thierry, einem segelerfahrenen Belgier, dessen „Terus“ schon in Kalymnos neben uns lag, erzähle, was ich vorhabe, erkennt er offensichtlich meine Unsicherheit – sein Hilfsangebot nehme ich gerne an, es umfasst sogar die Nutzung seiner Absaugpumpe und des Ölfilterschlüssels, denn ein solcher ist im Laden nicht erhältlich.
Dinghy verpackenGroßeinkaufSegel trocknenKampf mit dem ÖlfilterNeues Öl auffüllen
Am Abend motoren wir noch anderhalb Stunden zur Leros nördlich vorgelagerten Insel Archangelonisi, und ankern alleine in der ruhigen Bucht. Von hier sind es morgen früh nur zwei Meilen zur Werft.
Samstag haben wir die Bucht Palionisos als Ziel ausgesucht, im Nordosten von Kalymnos. Dort gibt es nur eine Handvoll Häuser, zwei Tavernen und 18 Muringtonnen, deren Hälfte jeweils einer der Tavernen gehört. Per Telefon bitte ich um eine Reservierung, und der Wirt hängt einen mit „RESERVED“ beschrifteten Fender an eine der großen, stabilen Tonnen. Die sind jeweils mit mehreren Betonblöcken am Grund verankert.
Auf dem Kreuzkurs von Pserimos nach Palionisos nehmen wir bei schwachem Wind zeitweise den Motor zu Hilfe. Die Reservierung wäre nicht nötig gewesen, es bleiben ein paar Tonnen frei. Natürlich gehen wir bei dem Wirt des „Kaledonis“, den ich angerufen hatte, essen. Er klärt uns auf, dass wir an der falschen Tonne liegen: außer ihm hat nämlich auch sein Konkurrent einen Reservierungsfender rausgehängt, und den hatten wir irrtümlich erwischt. Um böses Blut zu vermeiden, wechseln wir also die Tonne – An- und Ablegen an Tonnen ist ja ein simples Manöver, man braucht weder Fender noch Anker, und nicht mal unbedingt einen eigenen Festmacher, denn an den Tonnen hängen kurze Trossen.
Ansteuerung Bucht PalionisosMuringtonne
Beim Abendessen treffen wir Karen und Paul aus Neuseeland, die heute die gleiche Route gefahren sind wie wir. Sie schicken uns ein paar Bilder der Eos unter Segeln.
Sonntag 29. September 2024
Ab Montag wird starker Meltemi erwartet; wir wollen dann gerne in einer sicheren Marina liegen und fragen beide Marinas auf Leros wegen einer Reservierung an – leider schicken beide Absagen, sie sind ausgebucht! So fahren wir am Sonntag wieder nach Süden, in den Hafen Pothia auf Kalymnos, wo wir vor anderthalb Wochen schon lagen.
Unterwegs passieren wir eine große Fischfarm, und in der Nähe passiert endlich etwas, das wir seit Wochen erhoffen: Delphine! Sie kommen zwar nicht in günstige Foto-Distanz, aber tauchen innerhalb einer halben Stunde immer wieder an verschiedenen Stellen auf, zwischen dreißig und einigen hundert Metern entfernt.
(c) CW
Montag, 30. September 2024 – Hafentag!
Einkaufen, Diesel tanken, baden…
Eine gute Stunde spazieren wir zu Fuß zur Klosteranlage St. Savvas hoch über der Stadt. Der heilige Savvas der Jüngere (1862-1947) gilt als Inselheiliger von Kalymnos, er hat unter anderem in diesem Nonnenkloster gewirkt, und nach seiner Heiligsprechung wurde es nach ihm benannt. Das Kloster ist wie ein kleines Dorf, die Nonnen haben wir nicht zu Gesicht bekommen, nur ihre Ziegen, Hühner und Gänse.
Pothia mit Hafen und Kloster
Dienstag 1. Oktober 2024
Die diversen Wetterberichte für heute sind sich zwar über die Windrichtung (NNW), aber nicht über die Stärke einig. Zwischen 7 und 19kn werden angesagt, in Böen mehr. Im Hafen ist es immerhin deutlich ruhiger als Montag, und wir wagen es auszulaufen, mit dem Ziel, wieder in das nördlich gelegene Palionisos aufzukreuzen. Keine gute Idee! Mit 17-20kn bläst der Meltemi, und mit gerefften Segeln kommen wir nur entnervend langsam voran, mit gerade mal 1,5kn Luvgeschwindigkeit (VMG, velocity made good) würden wir das Ziel erst am späten Nachmittag erreichen. So ändern wir den Plan und drehen ab Richtung Pserimos.
Die Wellen, bis zu 1,5m hoch, kommen nun zwar seitlich und bringen uns ab und zu heftig ins Schlingern, aber auf dem Halbwind- bis Raumkurs geht es jetzt zügig voran: gegen 13Uhr können wir im Scheitel der großen Bucht Vathy im Osten von Pserimos in herrlich türkisfarbenen, 4-5m tiefen Wasser den Anker werfen.
Zu unserem Erstaunen sind wir in der großen Bucht zuerst ganz allein, und bis zum Abend kommt nur eine einzige weitere Yacht herein, eine Bavaria mit kanadischer Flagge.
Zwar hält der Wind mit Böen über 20kn bis in die Nacht an und schiebt die Eos hin und her, aber unser Rocna-Anker liegt bombenfest im Sand eingegraben, und 40m Kette halten uns sicher.