Mittwoch 18. September
Heute ist eine Inselrundfahrt durch Kalymnos per Pkw angesagt. Neben „normalen“ Strandtouristen begegnen uns viele junge Kletterer, die mit Roller oder Motorrad einen der zahlreichen Kletter-Spots ansteuern. Die steilen Felswände der kargen, 676m hohen Insel gelten seit den 1990er Jahren als ideales Revier für Kletterer.





Donnerstag 19. September
Am Wochenende ist heftiger Meltemi angesagt, und danach müssen wir unsere Törnplanung richten. Weil die Libertad noch viele Meilen zu ihrem Heimathafen Koilada vor sich hat, entscheiden Conny und Bernd, noch vor dem Starkwind den Rückweg anzutreten, und so trennen sich unsere Wege wieder. Mit Eos planen wir die Starkwind-Tage im nur 20sm entfernten Hafen von Kos abzuwettern, und so können wir uns noch Zeit lassen. Die Nacht zum Freitag verbringen wir in der Süd-Bucht von Pserimos, einer Nachbarinsel von Kalymnos mit (laut Wikipedia 2017) 24 Einwohnern. Der feine Sandstrand, herrlich zwischen schroffen Felsen gelegen, zieht Tagestouristen an: die Hafenhandbücher warnen vor den „Piraten“-Schiffen, die tagsüber Hunderte Gäste von Kos und Kalymnos in die Bucht bringen und alle Plätze im Hafen belegen. Tatsächlich herrscht ein reger Verkehr dieser großen, abenteuerlich aufgemotzten Schiffe mit ihren schweren Dieselmotoren. Daher ankern wir zunächst frei und legen uns erst nach 16 Uhr, als die Piratenboote weg sind und Ruhe einkehrt, an den gut windgeschützten Kai. Leider steht doch die ganze Nacht etwas Schwell in den Hafen.




Freitag 20. September
Als wir gegen 10 den Hafen verlassen, ist von dem angekündigten Nordwestwind noch wenig zu spüren, aber sobald wir aus dem Lee der Insel herauskommen, frischt es auf gute 5 Windstärken auf – bei dem Halbwindkurs nach Kos eine flotte Segelei.
Wir haben per Navily (eine Segler-App) drei Nächte im Hafen von Mandraki, der im Nordosten gelegenen Inselhauptstadt von Kos reserviert. Als wir gegen Mittag dort einlaufen, melden wir uns per Funk bei der Marina und werden angewiesen, im Hafenbecken abzuwarten, die Crew sei beschäftigt. Es dauert dann noch 90 Minuten, in denen wir mit mehreren anderen Yachten langsam kreiseln, und beobachten, wie nacheinander mehrere große Motoryachten, deren Anker sich irgendwie verheddert hatten, mit Hilfe der Marineros befreit werden.



Endlich wird uns dann ein Liegeplatz zugewiesen, und wir machen direkt vor der mächtigen Mauer der Festung Neratsia fest, die im 14. Jahrhundert vom Johanniterorden erbaut wurde (zur Zeit wegen Renovierung geschlossen).
Der Hafen, eigentlich sehr attraktiv in einem etwa kreisrunden, rundum geschützten Becken von ca. 300m Durchmesser gelegen, erweist sich leider als sehr unruhig: den ganzen Tag fahren Schiffe ein und aus, große Motoryachten ebenso wie mehr als 10 der berüchtigten Piratenboote. Schwell gibt es auch, und nachts dröhnende Diskomusik dazu!
Samstag 21. September
Pausentag.
Christel leidet plötzlich unter einer Erkältung, und auch mein Hals kratzt ein wenig. Bei einem kurzen Spaziergang zum Strand stellen wir fest, dass die angekündigten 6 Windstärken nicht übertrieben waren, das Meer ist voller Schaumkronen.
Im Ort viel Betrieb, immer wieder kommen Touristen per Fähre oder Bus an und ziehen ihre Rollkoffer über den Kai. Täglich gehen auch Fähren ins nur 20 Minuten entfernte Bodrum. Für Griechenland ungewöhnlich ist die große Zahl der Radler, auf Kos gibt es ausgewiesene Radwege und jede Menge Verleiher.



Wir bemerken, dass einer der Relingsfüße gebrochen ist. Zufällig hatte mir Bernd das passende Ersatzteil dagelassen, weil es auf sein Boot nicht passte. So nutze ich den Pausentag, das Teil auszutauschen – auch das ist wieder mal nicht so einfach wie man meinen sollte, denn erst verschwindet mein Schraubendreher für immer im Hafenbecken, und dann ist die Relingsstütze in dem alten, kaputten Teil unzertrennlich fest korridiert. Zum Glück finde ich einen geschickten Mechaniker mit einer Flex, der das Teil in 5 Minuten durchtrennt, und nicht mal Bezahlung erwartet.
Sonntag, 23. September
Kleine Inselrundfahrt: neben der erwähnten Festung ist die wichtigste Sehenswürdigkeit von Kos das Asklepieion. Ebenso wie Epidauros und viele andere war es in hellenistischer Zeit (und auch später noch) nicht nur Kultstätte für Asklepios, den Gott der Heilkunst, sondern vor allem ein bedeutendes Sanatorium und Zentrum der Medizin. Hippokrates wurde auf Kos geboren und soll hier studiert und gelehrt haben.





Weiter fahren wir durch dichte Zypressenwälder in das für seine tolle Aussicht gelobte Bergdorf Zia, und sind etwas enttäuscht: die einzige Straße dieses einst idyllischen Dorfs besteht aus einer endlosen Reihe der üblichen Läden, die Kleider und Kühlschrankmagneten, Keramik und Kitsch, Schmuck und Traumfänger feilbieten.
Ein passables Mittagessen in einer der vielen Tavernen von Zia versöhnt uns mit diesem unerwarteten Touristenzentrum mitten in der Berglandschaft von Kos.
