Montag 17.6.24
Bevor wir den Toronischen Golf nach Westen durchqueren, gibt es einen kurzen Badestopp auf der Insel Kefalos, deren Silhouette deutlich an eine Schildkröte erinnert. Die zahlreichen Möwen an unserem Ankerplatz zeigen mit lautem Geschrei, dass sie ihre Jungen gegen uns verteidigen wollen.
Am Abend erreichen wir das Fischerörtchen Nea Fokea, das wir als Treffpunkt mit Uschi und Friedemann festgelegt haben. Die beiden werden am Dienstag aus Thessaloniki per Taxi ankommen.
Viele Ortsnamen hier auf der Chalkidiki beginnen mit Nea oder Neos, also Neu-… Es handelt sich dabei fast immer um Gründungen der 1920er-Jahre, als nach dem griechisch-türkischen Krieg die in der Türkei lebenden Griechen zwangsumgesiedelt wurden.
Dienstag, 18.6.
Bevor am Nachmittag die Gäste kommen, beschäftige ich mich mit der PV-Anlage: kürzlich konnte ich die Kontakte nur provisorisch reparieren; in Porto Carras habe ich passende Stecker gekauft und baue die jetzt ein. Die Leistung ändert sich leider nicht, aber ich möchte gern glauben, dass das ganze jetzt wieder ein paar Jahre länger der salzigen Umwelt wiedersteht.
Es ist sehr heiß (um 30°), und mehrmals am Tag kühlen wir uns im Meer ab (um 26° !).
Bald haben Uschi und Friedemann sich in ihrer Kabine eingerichet, und die Taschen sind verstaut.
Am Abend lassen wir uns per Taxi nach Afytos fahren, ein hübscher Ort mit vielen Läden, Bars und Tavernen aller Preisklassen.
Mittwoch, 19.6.24 – Der Portidea-Kanal
Die Halbinsel Kassandra ist an der schmälsten Stelle nur ca. 1km breit. Dort beim Dorf Portidea gibt es einen Kanal, der die Reise vom Toronischen Golf in Richtung Thessaloniki um viele Meilen verkürzt. Wir wollen ihn nutzen, um wenigstens für kurze Zeit auch an der Westseite von Kassandra zu segeln. Unsere Masthöhe über Wasser ist 14,80m laut Werft, die Durchfahrtshöhe unter der Brücke über diesen Kanal beträgt laut Handbuch 17m. Gemessen ab Niedrigwasser – aber was ist der heutige tatsächliche Wasserstand? Und wie hoch hängen die Leitungen neben der Brücke, von denen das Handbuch meint, an heißen Tagen hängen sie tiefer als die Brücke?
Von unten ist der Abstand zur Brücke unmöglich abzuschätzen, aber wir verlassen uns auf die Zahlen, und alles geht gut. Auch beim Tiefgang muss man im Kanal aufpassen, an einigen Stellen haben sich seit dem letzten Ausbaggern schon wieder Sandbänke gebildet. Nach einem Badestopp an der Westseite steurn wir den gleichen Weg zurück und 14 sm weiter nach Nikiti am Anfang der Sithonia-Halbinsel.
Der Hafen von Nikiti zeigt sich größer als erwartet, mit etlichen Yachten, mit Strom und Wasser, und überraschenderweise mit ausliegenden Muringleinen. Leider weist uns niemand einen Platz zu, und wir können nur hoffen, dass der ausgewählte Platz nicht jemand anders gehört. Aber niemand vertreibt uns.
Donnerstag 20.6.24
Einige Sehenswürdingkeiten der Chalkidiki sind mit dem Boot nicht erreichbar – wir mieten ein Auto und fahren zunächst ins antike Olynth, eine der bedeutendsten Ausgrabungsstätten mit mehr als 100 Häusern aus hellenischer Zeit. Es wohnten damals 20000 Menschen hier, bis die Stadt vom Makedonenkönig Philipp II. zerstört wurde. Man besichtigt die erhaltenen und teils rekonstruierten Grundmauern, und einige Bodenmosaike aus farbigen Kieseln.
Die Ausgrabungen sind seit den 1970ern in Gang und haben bisher nur 10% der Stadt frei gelegt!
Als zweites Highlight besuchen wir das Nonnenkloster Ευαγγελισμός του Θεοτόκου (Evangelismos tou Theodokou, Mariae Verkündigung). Obwohl wir Männer mit kurzen Hosen unpassend gekleidet sind, werden wir im Besucherbereich freundlich mit Kaffee und Loukoumi bewirtet, und eine junge Schwester erzählt uns in perfektem Englisch die interessante Geschichte des erst 1974 von einem charismatischen Mönch gegründeten Klosters und das tägliche Leben der 120 Schwestern. Sie sind zwischen Mitte 20 und 107 Jahre alt! Sie betreiben Landwirtschaft und ein Krankenhaus.
Wir genießen die entspannte Atmosphäre und den Schatten und bewundern die heitere Weltoffenheit der gläubigen jungen Frau.
Nach einem Großeinkauf im Supermarkt AB von Nikiti fahren wir am Abend noch zwei Stunden unter Motor gen Süden. 1 Meile südlich von Porto Carras finden wir eine herrliche Bucht und ankern als einzige vor dem Sandstrand, unterhalb einer dezenten Ferienanlage.
Freitag 21.6.24
Kürzeste Nacht des Jahres! Abends und morgens ausgiebiges Schwimmen, Wassertemperatur 27,5°, paradiesisch.
Wir lassen uns Zeit. Leider ist die vor kurzem provisorisch abgedichtete Warmwasserleitung seit gestern wieder undicht, der Schlauch ist porös geworden und das Reparaturband nicht auf Dauer ausgelegt. Wir kürzen die Leitung um 10cm und ziehen die Schlauchklemme wieder an – hurra, es ist dicht!
Kurz vor Mittag geht es Anker auf, der Wind ist besser als erwartet und bringt uns mit einem Reff auf über 7kn!
Am Nachmittag ankern wir in Porto Koufo.