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Eos Blog 2024

Kurs auf’s Winterlager (2.-4. 10. Kalymnos, Leros)

Mittwoch 2. Oktober 2024

Für Samstag Vormittag haben wir den Krantermin bei Moor&Dock vereinbart, das ist eine Werft mit Trockenlager im Norden von Leros. Daher sollten wir uns jetzt langsam Richtung Norden bewegen.

Mittwoch hat der Meltemi sich etwas abgeschwächt, erreicht aber noch bis 5 Beaufort, so dass wir am Wind meistens noch mit gerefften Segeln fahren. Die See ist durch den Starkwind der letzten Tage auch noch recht unruhig, so dass die Segelei nicht so ganz gemütlich bleibt. Immerhin kommen wir zügig voran, erreichen am Nachmittag die uns wohlbekannte Bucht Palionisos und genießen ein weiteres Abendessen bei Kaledonis.

Donnerstag 3. Oktober 2024

Beim Ablegen spricht uns jemand von seinem Dinghy an, es ist Michel aus Kanada, der mit seiner Yacht schon mehrmals in unserer Nähe lag. Von Yacht zu Dinghy plaudern wir noch ein paar Minuten über unsere jeweiligen Erfahrungen und Pläne, bevor wir die Bucht verlassen.

Der Wind ist inzwischen so gut wie eingeschlafen, und der Volvo kommt zum Einsatz. Immerhin ist unsere Meilenbilanz bisher recht positiv, im Sinne von geringem Motoranteil, ca. 20-25%.

So erreichen wir also Leros, wo Eos überwintern wird. Nach einer Badepause in einer kleinen namenlosen Bucht an der Südostseite motoren wir weiter bis in die Lakki Marina. Meine Anfrage nach einem Platz für heute Nacht war zwar auch gestern wieder abgewiesen worden, aber als ich am Nachmittag nochmal anrufen, bekommen wir eine Zusage. In dieser Marina liegen wir durch den Jahreskontrakt bei Moor&Dock sogar kostenlos – wenn es denn Platz gibt.

Beim Einlaufen in die große Bucht – Leros gilt als einer der größten Naturhäfen des Mittelmeers – dann eine Überraschung: Am Kai liegt ein Schiff mit der deutschen Aufschrift „KÜSTENWACHE“. Auf den zweiten Blick ist das nicht so überraschend, es handelt sich natürlich um einen Einsatz zur Sicherung der europäischen Außengrenze im Rahmen von Frontex.

Ich habe Gelegenheit, mit einem der Polizeioffiziere zu sprechen: der Einsatz läuft schon seit 2016 in verschiedenen Bereichen der griechisch-türkischen Grenze; hier in Leros ist man seit 2 Jahren stationiert an Bord sind ca. 18 Seeleute, außer Deutschen auch Holländer und Polen. Natürlich arbeiten sie auch eng mit der griechischen Coastguard zusammen, deren Schnellboot nebenan an der Pier liegt. Wenn sie bei ihren täglichen Patrouillen ein Schlauchboot innerhalb türkischer Gewässer entdecken, kontaktieren sie die griechische Küstenwache, die eigentlich verpflichtet ist, illegale Grenzübertritte zu verhindern. Sobald ein Flüchtlingsboot europäische Gewässer erreicht hat, sorgen sie für das offizielle Registrierungsverfahren, d.h. die Menschen werden in das „Hotspot“-Aufnahmelager nach Leros gebracht.

Ein seltenes Erfolgserlebnis, sagt er, sei es, wenn sie mal ein Schnellboot aufbringen, den Kapitän festsetzen und ihn als Schleuser der Justiz zuführen können.

Flüchtlingslager von Lakki/Leros

Freitag 4. Oktober 2024

Vor dem Einwintern stehen diverse Wartungsarbeiten an. Allein das Schlauchboot zu reinigen, entlüften und einzupacken, beschäftigt uns fast zwei Stunden.

Für die Arbeiten am Motor, mit denen ich wenig Erfahrung habe, unterstützt uns Bernd tatkräftig aus der Ferne, mit Telefonseelsorge und sogar mit ausführlichen Video-Anleitungen. Zunächst kaufe ich alle nötigen Öle und Filter im Marineladen – um dann zu erfahren, dass es schlauer gewesen wäre, statt der teuren Original-Volvo-Teile baugleich „Generika“ zu besorgen (aber woher nehmen?).

Dann bietet sich ein weiterer Helfer an: als ich Thierry, einem segelerfahrenen Belgier, dessen „Terus“ schon in Kalymnos neben uns lag, erzähle, was ich vorhabe, erkennt er offensichtlich meine Unsicherheit – sein Hilfsangebot nehme ich gerne an, es umfasst sogar die Nutzung seiner Absaugpumpe und des Ölfilterschlüssels, denn ein solcher ist im Laden nicht erhältlich.

Am Abend motoren wir noch anderhalb Stunden zur Leros nördlich vorgelagerten Insel Archangelonisi, und ankern alleine in der ruhigen Bucht. Von hier sind es morgen früh nur zwei Meilen zur Werft.

Abends mondloser Sternenhimmel mit Milchstraße!