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Eos Blog 2023

Patmos

Pfingstsamstag 27.5.

Am Morgen fahren wir bei schwachem Wind die 2 Meilen in die Inselhauptstadt Skala. Im einzigen Fährhafen von Patmos liegt auch ein Kriegsschiff. Die Marina ist seit Jahren nur halbfertig, aber am Stadtkai gibt es reichlich Platz für Yachten. Als wir gegen 9 kommen, sind nur wenige Plätze belegt. Trotz Seitenwind klappt unser Anlegemanöver perfekt, ein Spanier nimmt die Leinen an, die Dame vom Hafenamt fotografiert unsere Papiere und berechnet auf gewohnt langwierige Weise unsere Liegegebühr von €5,20. Die nahe Türkei soll übrigens, wie wir von einem Segler gehört haben, inzwischen bei 3stelligen Tagesgebühren angelangt sein!

Im Lauf des Vormittags, den wir für Einkäufe nutzen, füllt sich der Kai: wir sehen mehr Yachten als in den letzten 14 Tagen zusammen. Es gibt hier einen recht gut ausgestatteten Marineladen, daher entschließe ich mich zu einigen weiteren Arbeiten an Bord: der vergammelte Duschkopf soll ausgetauscht werden, ein schlecht sitzender Plastikdeckel über dem Ruderlager ausgetauscht, und auch das Bordklo gibt noch Aufgaben auf. Es funktioniert zwar wieder, aber ein verdächtiges Gluckern verrät, dass mindestens eine Dichtung nicht richtig dichtet. Kein großes Problem, aber unschön. Als ich die Pumpe – wieder mit einer hervorragenden Anleitung von blauwasser.de, gelobt sei das Internet! – zerlege, fasse ich es nicht: die Teile, die zum selbstverständlichen Wartungsumfang in jedem Winter gehören, sind völlig verkrustet. Ein Anschiss nach Volos ist fällig. Das Service-Kit mit neuen Dichtungen hat der Marineladen vorrätig, aber wir sind beide noch länger mit der Reinigung der restlichen Teile beschäftigt – unglaublich wie Meersalz mit Exkrementen zu einem steinharten Belag verkrusten kann.

Am Abend dann endlich der schöne, touristische Teil unseres Patmos-Besuchs: Da der Bus nur alle zwei Stunden fährt, gehen wir zur Fuß auf einem alten Plasterpfad hoch zur Chora, schweißtreibende 45 Minuten trotz des kühlenden Winds. Leider ist das großartige Kloster von mehreren Gruppen Kreuzfahrt-Gästen aus allen Erdteilen schrecklich überlaufen. Aber nachdem wir dem schlimmstem Gedränge entflohen sind, können wir die großartigen alten Gemäuer, die wertvollen Kultgegenstände aus vielen Jahrhunderten im Museum und die herrliche Aussicht über die ganze Insel genießen.

Anschließend verlaufen wir uns fast in den labyrinthisch weitverzweigten Gassen der Chora, wo wir plötzlich völlig allein sind, keine Kreuzfahrer, aber auch keine Einheimischen. Inzwischen sind wir hungrig, finden eines der wenigen Restaurants hier oben, und lassen uns nach dem Essen ein Taxi zur Skala bestellen.

Gut, dass ich am Boot eine Spring nach Luv ausgebracht hatte, denn der Seitenwind ist inzwischen auf bis 23kn in Böen aufgefrischt.

Nebenbei verfolgen wir den Tag über immer wieder in der Whatsapp-Gruppe „marabufighters“ den Frust derjenigen unserer Leidensgenossen vom Hinflug, die heute zurückfliegen wollen und anscheinend mehr als 7 Stunden warten müssen. Letzten Samstag hat der Flug München-Volos übrigens geklappt, und momentan hoffen wir noch, dass die Airline, die wohl eher Marodu als Marabu heißen sollte, ihre Probleme in den kommenden drei Wochen noch in den Griff bekommt.