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Eos Blog 2023

Warten auf das Wetterfenster

Dienstag 6.6.23 Oinousa – Psara

In Oinousa stehen wir vor der Frage: was ist die beste Route zurück in die Sporaden? Die naheliegende Variante ist über Psara nach Skyros. Laut Wetterbericht soll der mäßige Nordwind die nächsten Tage anhalten, teils auch Nordwest. Böen bis 22kn wären zwar noch tragbar, aber in der Mitte der Ägäis sind da recht ungemütliche Wellen zu erwarten, und bei NW vergrößert die Kreuz die Etappe nach Skyros unter Umständen auf mehr als 70 Meilen.

Die Alternative wäre, erst die rund 40sm bis Lesbos aufzukreuzen, evtl. mit Motorunterstützung. Von dort könnte man entweder nach Skyros (auch 70sm, aber Halbwind) oder nördlicher nach Evstratios, was aber auch weitere lange, anstrengende Etappen bedeutet.

Wir entscheiden uns für die Variante über Psara und erleben einen abwechslungsreichen Segeltag:

Kurz nachdem wir bei Schwachwind alle Segel gesetzt haben, geraten wir in die Düse des „Oinousa-Kanals“, der den Nordwind auf bis 20kn verstärkt. Das Komfortbedürfnis ist größer als der sportliche Ehrgeiz, und wir nutzen den Volvo für die ca. 4 Meilen der Durchfahrt. Wie erwartet wird es dann wieder gemütlich bei N bis NE 6-8 kn. Sobald wir den mäßigenden Einfluss der großen Inseln Lesbos und Chios verlassen, legt der Wind dann zu, und raumschots geht es in Rauschefahrt nach Psara.

Mittwoch/Donnerstag 7/8.6.23

Die Prognose für Mittwoch bis Freitag bleibt unverändert bei ungemütlichen Bedingungen für die Überfahrt, und wir bleiben vorerst in Psara – noch ist genug Zeit bis zu unserem Rückflug. Der kleine Hafen füllt sich mit 7 weiteren Segelyachten, die meisten um 50 Fuß, wir sind und bleiben die kleinste wie gewohnt. Neben einer großen Motoryacht liegen wir gut geschützt, verbringen die Zeit mit Baden, Lesen, Spaziergängen und Plaudern mit den Nachbarn. Unter anderem treffen wir ein deutsch/italienisches Eignerpaar wieder, da wir schon in Chios getroffen hatten. Und der Brite Yo, der ganzjährig auf seinem Schiff, einer großen Trintella 57 aus Alu lebt, erzählt von seinen Abenteuern – darunter auch das uns wohlbekannte Toilettenthema…

Manche Segler zeigen kein Interesse am Gespräch, aber die meisten sind freundlich und offen. Einige der anderen Yachten warten wie wir auf ruhigeres Wetter für die Überfahrt nach Westen.

Vielleicht wundert ihr euch schon, dass ich seit Tagen von keiner Reparatur mehr betichte – bittesehr: heute erwies sich die Halterung der Waschbecken-Armatur als durchgerostet, ichkonnte sie nur notdürftig fixieren, bis wir eine neue bekommen.

Die Insel Psara ist stolz auf ihre Helden aus der Zeit der Auflehnung gegen die Türkenherrschaft: unten ein Müllcontainer „Gemeinde (Volk) der heldenhaften Insel Psara“.