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Sommerliches Segelwochenende – und allerlei Gespräche

Samstag 21.10.

Bei schwachem bis fehlendem Wind und sommerlichen Temperaturen tuckern wir über den Golf und suchen uns einen Badeplatz. Die erste angesteuerte Bucht auf dem Inselchen Pythos hat ziemlich unter der Flut gelitten, der Strand ist voller Schwemmholz und Unrat, im schmutzigen Wasser schwimmt Plastik. Auf der nächsten Insel Palia Trikeri sieht es besser aus und wir genießen vor Anker das ausgiebige Schwimmen im warmen klaren Wasser.

Zum Übernachten fahren wir weiter nach Agia Kyriaki am Ausgang des Golfs, wo – wie meistens – die Windverhältnisse sich binnen weniger 100m ändern, so dass wir nochmal schön segeln können.

Bei Manolis‘ Taverne machen wir an der Muring fest, kurz darauf füllt sich der Kai mit weiteren Yachten.

Flutschäden auch am Friedhof von Kyriaki

Wir treffen beim Abendessen – lecker gegrillte Dorade – einen gesprächigen Unterfranken, der uns in einem langen Vortrag an seinem reichen Wissen teilhaben lässt, unter anderem zu den Themen digitaler Euro, Spike-Proteine, Lastenausgleichsgesetz, Sozialkreditsystem, Apnoetauchen, Nato, Europäische Arzneimittelagentur, Vorm-Wind-Segel und manches mehr.

Sonntag 22.10.

Fest verzurrt!

Obwohl uns der Marinero bei Manolis gestern vor „very strong winds“ für die Nacht gewarnt hatte, ist es völlig ruhig geblieben. Bei gemütlichen 3-4 Windstärken schippern wir in den Golf zurück, bis am Nachmittag eine Flaute einsetzt.

Ein letzter Badestopp, diesmal mitten im spiegelglatten Golf, und am Spätnachmittag machen wir am Heimatsteg in Volos fest.

Am Abend laden wir Zaman auf einen Drink ein und erfahren seine unglaubliche Lebensgeschichte. Mit 10 Jahren aus Pakistan von zuhause weggelaufen, hat er sich fünf Jahre lang zu Fuß bis in die Türkei durchgeschlagen, wurde 6 mal beim Versuch, von dort nach Griechenland überzusetzen, von der Polizei bzw. Coast Guard zurückgebracht; beim siebten Versuch kam er 2015 in einem maroden Schlauchboot halbtot in Kos an, wobei der größere Teil der Weggenossen ertrank. Nach mehrwöchigem Krankenhausaufenthalt brachten ihn die griechischen Behörden nach Volos, wo er bis zur Volljährigkeit die Schule besuchte, sich mit Gelegenheitsjobs durchschlug, eine Ausbildung als Friseur abschloss und schließlich als Hilfskraft in der Bootspflege bei Genua Yachting anfing. Seine Spezialität sind die anstrengenden Arbeiten wie Schleifen, Polieren, Streichen. Er spricht außer Urdu, Hindi und Pakistani gebrochen Englisch, leidlich Griechisch und ein paar Brocken Deutsch, das er gerne lernen will. Wir wünschen ihm von Herzen Glück, seinem Traum von einem geordneten Leben und einer kleinen Familie näherzukommen.

Montag 23.10.

Heute stehen weitere wichtige Gespräche an:

  • wir gratulieren unserer Sonja zum 5. Geburtstag!
  • und beginnen mit George’s Hilfe die ersten Schritte, das Chartergeschäft zu beenden.

Er hat dazu einen Stapel Papier vorbereitet, den wir unterschreiben und vom hiesigen Bürgerservice-Zentrum beglaubigen lassen. Der nächste Gang zum Steuerbüro ist weniger erfolgreich, denn man erklärt sich für unzuständig: wir sollen uns an die Steuerbehörde in Lefkas wenden.

Im Zuge dieser bürokratischen Aktivitäten wird übrigens Christel Eigentümerin der Eos werden – viel Glück damit!

Wir blicken zurück auf weitere 200 Seemeilen und eine sommerliches Saisonende in den Sporaden. Morgen geht es zurück nach München.

Kommentare willkommen!

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Zurück nach Volos

Dienstag 17. 10.

Wir wollen ja in Volos bürokratischen Papierkram erledigen wegen der Auflösung unserer Charterfirma – dazu unten mehr. Jedenfalls haben wir für Donnerstag einen Termin mit dem Buchhalter vereinbart und fahren deshalb zügig zurück. Von Steni Vala bis Volos sind es gut 60 Meilen, vorbei an Skopelos und Skiathos – für einen entspannten Tag etwas zu weit, vor allem weil es im Oktober nur 11 Stunden Tageslicht gibt.

Nach gut der Hälfte dieser Strecke erreichen wir am Dienstag Abend die Außenseite des Pilion und verbringen eine ruhige Ankernacht in Chondri Ammos.

Unsere Ankerbucht Chondri Ammos

Mittwoch 18. 10.

Beim Frühstück in dieser Bucht, deren wenige Häuser eher verlassen wirken, erschrecken uns laute Rufe von der Villa oberhalb unseres Liegeplatzes. In unfreundlichen Worten weist uns ein Grieche darauf hin, dass unsere Eos aufgrund einer Winddrehung seinem kleinen Motorboot auf gut 5m nahegekommen ist. Aber der Anker hält sicher, der Wind weht nur schwach, also keinerlei Gefahr; trotzdem hole ich die Kette ein paar Meter ein.

Heute nieselt es, wir vertrödeln daher den Vormittag und fahren bei nachlassendem Regen mittags weiter in den Pagasitischen Golf und dann quer durch diesen, bis wir gegen 17h in Volos festmachen, zunächst neben der fast gleichzeitig einlaufenden Sporadenfähre, denn dorthin kommt der bestellte Tankwagen für uns. Kurioserweise gibt es ja im großen Hafen von Volos keine Tankstelle für Yachten.

Am Eingang zum Golf: die Chora von Trikeri

Leider hatten wir in diesen beiden Tagen nur selten Segelwind und mussten meistens den Volvo zu Hilfe nehmen. Immerhin ist die Regenfront abgezogen, und die Segeljacken können bald wieder verstaut werden.

In manchen Teilen von Volos sind leider die Spuren der Überschwemmung vom Anfang September noch drastisch sichtbar:

Donnerstag 19. 10.

Nun soll also die Auflösung unsere griechischen Firma in die Wege geleitet werden, weil wir die Chartertätigkeit nach 16 Saisons beenden. Man hat uns schon gewarnt, dass mehrere Behörden, viele Dokumente und noch mehr Euros dazu benötigt werden.

Das erste Hindernis: der Personalausweis, mit dem ich als Verantwortlicher vor 15 Jahren bei der Steuerbehörde in Lefkas eingetragen wurde, ist längst abgelaufen und überdies vor Jahren in Athen gestohlen worden; die zuständige Dame von der hiesigen Beglaubigungsstelle ΚΕΠ ist mit meinen heutigen Dokumenten nicht zu überzeugen, dass ich der selbe bin…

Und so geht es weiter, am

Freitag 20.10.

stellt sich nach vielen Telefonaten heraus, dass außer der Firma Genua Yachting in Volos und unserem Steuerberater mindestens die folgenden Stellen kontaktiert und koordiniert werden müssen: ein Ministerium in Athen, die Hafenbehörde in Lefkas, die dortige Steuerbehörde, oder vielleicht doch eher die in Volos, evtl. auch noch ein Agent in Athen, dessen Funktion mir schleierhaft bleibt.

Jetzt fahren wir erstmal bei bestem Wetter für das Wochenende nochmal raus in den Golf, am Montag geht dann der kafkaeske Wahnsinn weiter.

Der Hafen im Morgendunst

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8 Beaufort

Montag 16.10.

Wie vorhergesagt kommt über Nacht Wind, aber gleich mehr als wir brauchen. Immerhin lässt er uns ausschlafen, erst beim Frühstück pfeift es so auf unsere (Steuerbord-)Seite, dass ich noch eine Spring nach Luv setze, und außerdem gerne Kostas‘ Angebot annehme, seine stabile Muring zu nutzen. Zwar dürfte unser Anker mit 40m Kette ausreichen, aber die zusätzliche starke Trosse gibt zumindest gefühlt noch mehr Sicherheit.

So verbringen wir den Vormittag mit einem kleinen Spaziergang, Lesen, etwas bezahlter Arbeit am Tablet und plaudern mit Kostas.

Als es um 15h noch kaum nachgelassen hat (in Böen 36kn), entscheiden wir, eine weitere Nacht zu bleiben, denn vor Sonnenuntergang würden wir den sicheren Hafen nur knapp erreichen. Kurz danach lässt der Wind deutlich nach – Poseidon hat uns mal wieder ausgetrickst…

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Segelst du schon, oder reparierst du noch?

Sonntag 15.10.

Den größeren Teil des Tages sind wir mit der Instandsetzung des Großsegels beschäftigt.

Das Tuch klemmt seit gestern im oberen Drittel im Mast und lässt sich nur etwa bis Reff 1 ausrollen. Ich muss also mit dem Bootsmannsstuhl hoch. Eine schweißtreibende Sache nicht nur für Christel an der Winsch, sondern auch für mich, der sie so gut wie möglich kletternd zu entlasten sucht. Um Arme und Beine zu schützen, trage ich auch noch lange Kleidung.

Ich vermute für die Blockade zwei Ursachen: zum einen hat sich ein Teil des gestern auf den Riss im Segel geklebten Tuchstreifens gelöst und in das gerollte Segel verwurstelt, zum anderen hatten wir beim Einrollen wohl zu viel Spannung im Achterliek, so dass der obere Teil des Segels zu weit nach unten gezogen und nicht glatt gewickelt wurde. Diese Spannung wiederum entstand durch das Fehlen des Rodkickers, wodurch der Baum einfach zu tief kam. Lehre: beim Segeleinrollen unbedingt etwas andirken (Baum hoch ziehen). Wir sind überrascht, wie schwer der Baum wiegt, wenn ihn nicht die Gasdruckfeder entlastet. Diese bringt immerhin 1200N, entsprechend ca. 120kg!

Jedenfalls gelingt es in luftiger Höhe, das Segel Stück für Stück aus dem Mast zu ziehen. Beim Abstieg kontrolliere ich gleich noch alle Wanten, Spanner und Terminals auf Risse oder andere Auffälligkeiten, finde zum Glück keine – bei dem 15 Jahre alten Material nicht selbstverständlich!

Dann wird das Segel geborgen und nochmal geflickt. Wir wissen jetzt, dass man besser erst klebt und dann den geklebten Streifen annäht, statt erst zu nähen und drüberzukleben.

Eine langwierige Arbeit, denn das Tuch ist zäh und jeder Stich kostet Kraft und Zeit.

Dazwischen entspannen wir uns mit ausgiebigem Baden in der herrlichen Bucht Steni Vala.

Nachdem das genähte Segel wieder aufgezogen ist, ein erster Test: Ein- und Ausrollen klappt und gibt Anlass zu vorsichtigem Optimismus…

Abends Seafood vom Grill im einzig geöffneten Restaurant des kleinen Dorfes.

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Nach Steni Vala

Samstag 14.10.

Mangels Wind bleiben wir in der Bucht, wo neben der geschlossenen Strandbar nur ein einziger Sonnenanbeter am Ufer liegt und seine nackte Haut braten lässt.

Als eine sanfte Mittagsbrise einsetzt, setzen wir Segel – und erleben die nächste Überraschung: das Groß hängt im oberen Drittel und lässt sich auch in mehreren Versuchen nicht vollständig ausrollen. Ein Problem, weil man das Segel nur in ausgerolltem Zustand bergen kann. Immerhin lässt es sich komplett einrollen und stellt insofern keine Gefahr dar.

Bei sommerlichem Sonnenschein und Beinahe-Flaute laufen wir in unseren Lieblingsort Steni Vala auf Alonnisos und ankern wie gewohnt mit Heck zur Mole. Auch hier Nachsaison, nur eine weitere Segelyacht legt an. Willkommensbier bei Kostas. In seinem Minimarkt ergänzen wir unsere Vorräte und erwerben sein neustes Buch über die Geschichte der Sporaden.

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Skopelos – Kokkinokastro/Alonnisos

Freitag, 13.10.

Zu den Geräten, die man noch weniger missen möchte als die Solaranlage, gehört sicher die Ankerwinsch.

Als wir am Freitag Mittag für einen Badestopp bei Fast-Flaute die Bucht am Südkap von Alonnisos ansteuern, geht der Anker nur wenige Meter runter, dann ist Schluss – kein Vor, kein Zurück, kein Klemmen, kein Geräusch – keine Ahnung! Manöver abbrechen, Bucht verlassen, Sicherung prüfen: ist okay. Wieder Multitool auspacken… Relay hat Spannung. Ein Blick unter die Winsch: die verdammte Ankerkette hat das Stromkabel direkt unter der Winsch abgerissen!

Ein konstruktiver Fehler beim Einbau der Winsch (nicht mehr das Original von Bavaria) hat die beiden Adern des Kabels nahe an der senkrecht nach unten führenden, frei schwingenden Kette positioniert; erstaunlich nur, dass das nicht früher abgerissen ist. Die Reparatur wird durch die Enge des Ankerkasten erschwert, weil ich das kurze Kabel unterhalb der Winsch flicken muss – aber es gelingt, wir steuern die nahe Bucht Kokkinokastro an, wo wir zwischen den eindrucksvollen roten Felsen schwimmen und für die Nacht bleiben.

Eine weitere Reparatur steht noch an: nachdem ich schon vor Tagen die eingerostete Gasdruckfeder im Rodkick (Baum-Hochhalter) ausgebaut hatte, musste ich heute feststellen, dass der Beschlag, der den Rodkicker und Baumniederholer mit dem Baum verbindet, und an dem außerdem die Großschotrollen angeschlagen sind, sich gelockert hat. Er gleitet in einer Nut am Baum vor und zurück, weil zwei Schrauben fehlen. Da ich keine passenden Schrauben finde, behelfe ich mir mit einer abenteuerlichen Konstruktion aus zwei Schäkelbolzen und viel Klebeband.

Als ob das noch nicht genug gebastelt wäre, bemerke ich nachts um drei (die Blase…), dass keines der an unsere USB-Ladebuchsen abgeschlossenen Handys geladen wurde – die Buchsen sind offensichtlich spannungslos. Das Thema muss bis zum Morgen warten. Es löst sich leicht: es war nur eine Sicherung rausgefallen, als ich die Schaltpaneele öffnen musste, um an das Anker-Relay ranzukommen.

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Patiriri – Skopelos

Mittwoch 11.10.

In der Nacht nahm der Wind zu und der Schwell ließ uns im Hafen etwas schaukeln und trotz Ruckfender hart in die Festmacher rucken. Deshalb verlassen wir mittags den Hafen und segeln nur mit Genua raumschots entspannt nach Skopelos. In der Abdeckung der Insel bleibt der Wind schwach, sonst erreicht er bis 20kn.

Bei strahlender Sonne bestätigt sich dann, was ich irgendwie schon befürchtet hatte: unsere geliebte PV-Anlage liefert keinen Ladestrom! Eine Ursache erkenne ich nicht unmittelbar, werde mich aber in Skopelos darum kümmern müssen. Zum Glück gibt es dort Ladesäulen, wir machen nahe einer fest und kramen die vor 2 Jahren etworbene Guthabenkarte hervor. Jede der Sporadeninseln hat übrigens ein eigenes inkompatibles Kartensystem, Euböa noch ein weiteres, so dass wir 4 verschieden Karten spazierenfahren…

Es stellt sich raus, dass von den drei Ladesäulen in Skopelos zwei funktionieren, aber nicht die an unserem Platz. Meine Kabel reichen auch zu keiner anderen. Die freundlichen Tschechen, die wir vorgestern trafen, bemühen sich zu helfen, sie sind im Besitz einer langen Kabelrolle, aber leider sind die Stecker nicht mit unseren kompatibel, und auch keiner unserer Adapter hilft!

Bleibt als letzte Option unser Volvo, um die Batterie zu laden. Leider saugt der Kühlschrank trotz der moderaten Temperaturen runde 30-40 Amperestunden jede Nacht.

Abends in einer Taverne sitzend, nehme ich dann per Zoom an meinem Griechischkurs der VHS teil. Die Lehrerin sitzt heute in Athen.

Donnerstag 12.10.

Der Wind blies die ganze Nacht kräftig auf unser Heck und brachte trotz des langen Wellenbrechers etwas Schwell in den Hafen.

Wir wollen eine weitere Nacht bleiben, um uns in Ruhe die PV-Anlage zu kümmern. Am Abend hatte ich mich dazu telefonisch mit Bernd beraten, wie ich vorgehen kann. Am Ladegerät kommt 20V Spannung an, trotzdem nimmt die halbleere Batterie (ca 12,0V) nur 0 bis 0,1 A auf. Nachdem wir alle Steckverbindungen außen unter den Panelen gereinigt haben, messe ich den Leitungswiderstand der langen Leitung, die durch das Biminirohr läuft, im Heck verschwindet und dann im Rumpf unter der Heckkoje, hinter Herd und Kühlschrank zum Laderegler läuft. Mein kürzlich eigens angeschafftes Multitool zeigt 15kiloOhm, ein viel zu hoher Wert! Jetzt heißt es die Schwachstelle finden. Zwei Svheuerstellen sehen verdächtig aus, sind aber nicht ursächlich. Im hintersten Heck finde ich dann ein zwei weitere Steckverbindungen, deren eine schon durch bräunliche Verfärbung erkennen lässt, dass der Strom sich hier nur unter Schmerzen durch quält. Reinigen, schmirgeln, zusammenbauen: alles geht, Batterie wird geladen!

Am Nachmittag gönnen wir uns leckeres Schokosoufflée mit Eis und Sahne, anschließend einen langen Spaziergang durch duftende Pinienwälder zum benachbarten Glysteri-Tal mit herrlichen Ausblicken.

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Skiathos – Patitiri

Montag 9.10.

Von Skiathos sind es nur ein paar Meilen zur nächsten Insel Skopelos. Erst am Nachmittag steuern wir dort die uns vertraute Bucht Panormos an, wegen des ringsum dichten Wald von uns „Schwarzwaldbucht“ genannt.
Als bei der Ansteuerung der Grund schon bei Echolot-Anzeigen von 15 bis 20 klar zu erkennen ist, merke ich endlich, was los ist: die ganze Zeit schon ist das Gerät auf Fuß eingestellt; die Tiefen in Skiathos waren nur ein Drittel von dem, was ich dachte! Schande über mich, und ein Glück, dass ich nicht blind bei vermeintlichen 5 Meter auf Grund gelaufen bin!

Hier ankern wir wie alle anderen, und wie empfohlen, mit Landleine, die Christel schwimmend um einen Felsen legt. Wir genießen beide das erste Bad bei angenehmen  23° Wassertemperatur.

Dienstag 10.10.

Schon beim ersten Segelsetzen am Sonntag hatten wir einen Riss im Großsegel entdeckt, im oberen Viertel direkt an der  Naht am Achterliek. Es ist Zeit, das zu flicken. Heute früh am Ankerplatz ist es fast windstill; zum ersten Mal überhaupt berge ich das Segel, das ja sonst die ganze Saison in der Rollanlage im Mast bleibt. Wir haben Segelgarn, Nadeln und Klebefolie an Bord,  reparieren notdürftig den fast 50cm langen Riss und hoffen, dass es hält.
Am frühen Nachmittag geht es weiter Richtung  Alonisos, leider hält der Wind nicht lange, und wir erreichen die Inselhauptstadt Patitiri unter Motor.
Am Abend ein verstörendes Erlebnis: zwei Plätze neben uns liegt eine Yacht mi zwei Männern und zwei Frauen aus Polen – der glatzköpfige Skipper ist schon unangenehm dadurch aufgefallen, dass er einer nach uns einlaufenden Crew den Platz verweigern wollte. Eine seiner Mitseglerinnen brüllt plötzlich Zeter und Mordio, fällt anscheinend ins Hafenbecken, schwimmt herum, kreischt, heult. Dann ist sie verschwunden, die anderen suchen sie, sie taucht auf, brüllt wieder wie verrückt. Sie ist schwerst betrunken. Es ist inzwischen dunkel. Jemand ruft die Polizei, die kann die Frau nicht beruhigen, sie läuft weg, heult weiter. Irgendwann wird es ruhig, die Frau ist dann im Boot. Sie schreit dann wieder, es scheint sie wird geschlagen, schreit anscheinend um Hilfe, „Polizia“. 

Einge junge Griechen beraten sich mit uns, was zu tun ist, einer ruft von meinem Handy (Kuriosität am Rande: die Jungs haben Handys ohne SIM-Karten) die Notrufnummer 100. Die Frau kommt heulend an Land, mit blauem Auge. Polizist bringt sie ins Krankenhaus, ebenso ihren Freund, den Skipper, der wohl auch nicht nüchtern ist.
Die zweite Mitseglerin, die gut deutsch spricht, erklärt, der Skipper hätte versucht, die Alkoholikerin vom Weitersaufen abzuhalten. Ihr ist die Situation furchtbar peinlich. Wir raten ihr, den Urlaub abzubrechen, aber sie bleiben an Bord.
Furchtbar, was der Alkohol anrichten kann!

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Wieder unterwegs: Volos – Skiathos

Am Samstag 7.10. bringt uns die wohlbekannte Marabu Airline wieder nach Volos, diesmal startet der zu drei Viertel leere Flieger pünktlich zu der schlafraubenden Zeit 5:50.

Auf dem Weg vom Flughafen Volos erkennen wir noch Spuren der vergangenen Flutkatastrophe vom 5. September: Wasserreste in Äckern, Schlamm auf Straßen. Im Ort dann vor einigen Geschäften Sandsäcke, aber auch durchweichte Aktenstapel.

Eos scheint okay, beim ersten Check fallen uns nur wenige Kleinigkeiten auf wie ein fehlender Sicherungssplint am Relingsdraht, durchgescheuerte Halteleine am Dinghy und die fehlende Ankerkralle.

Gravierender ist, dass die größere der beiden Flammen des Gasherds wegen defekter Zündsicherung unbrauchbar ist – Alex erklärt achselzuckend, das Problem sei bekannt aber nicht kurzfristig behebbar…

Sonntag 8.10.

Nach einer recht windigen Nacht starten wir gegen 10 bei frischer Brise aus West, um den Golf, in dem leider noch  viel Dreck treibt, zügig zu verlassen. Bald lässt der Wind nach und unser Volvo ist gefordert. Wir entscheiden, gleich direkt bis Skiathos durchzufahren, das wir gegen halb 6 erreichen. Die erste Idee, am stadtnahen Strand Megali Ammos zu ankern, geben wir auf, weil das Echolot auf Höhe der Badebojen immer noch fast 30 anzeigt, und für  eine Wassertiefe über ca. 15m reicht unsere Kette nicht. Also weiter in den notorisch überfüllten Stadthafen – und tatsächlich ist dort keine einzige passende Lücke am Kai. Eine etwas zu kleine Lücke steuere ich an und signalisiere der betreffenden Yacht, etwas zur Seite zu rücken. Sie lehnen ab. Es bleibt der sogenannte kleine Hafen, der aber großteils für Ausflugsboote reserviert ist. Ein etwa 13-15m breiter Kai ist frei, aber davor in 30m Abstand beträgt die Wassertiefe anscheinend immer noch über 30m. Frech entschließe ich mich, dort längsseits zu liegen. Als kurz darauf – es geht inzwischen auf 19h und dämmert schon fast – eine tschechische Crew ankommt, verholen wir  die Eos so weit an das Ende des Kais, dass die Ankömmlinge immerhin gerade noch Platz finden. Sie bedanken sich erleichtert.
Der obligate Stadtbummel durch das sonst quirlig-touristische Skiathos zeigt uns deutlich, dass hier Nachsaison ist – viele Tavernen haben schon für den Winter geschlossen, und in den anderen gibt es reichlich freie Tische.
Als wir zurück zum Kleinen Hafen kommen, drängen sich dort eine Inmenge laut feiernder Menschen, Musik dröhnt aus einer Taverne, und später gibt es gar ein Feuerwerk: heute war wie in Bayern auch in Griechenland Wahltag, ein neuer Bürgermeister wurde gewählt, und wir sind in eine Party der Sieger geraten.

Nachts frischt der Wind – wie angesagt – bis etwa 20kn auf, drückt uns aber vom Kai ab und wir liegen ruhig.

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Glückliche Heimkehr

Mittwoch 14.6.23

Wir nutzen die Sonne und das herrlich klare Wasser in der Bucht von Agnontas für ein morgendliches Bad. Wind ist erst ab Mittag zu erwarten. Gemächlich schippern wir weiter gen Westen. Südlich der recht touristischen Insel Skiathos liegt das unbewohnte Tsoungria mit einigen schönen Buchten, ideal für einen mittäglichen Badestopp. Die Möwen dort fühlen sich durch unsere Annäherung gestört und fliegen wütende Attacken, als Christel am Sandstrand aus dem Wasser steigt.

Als Tagesziel haben wir den winzigen Hafen Katigiorgios an der Ostseite des Pilion ausgesucht. Nach einer kleinen spontanen Wettfahrt mit einer etwas größeren Yacht – die sind zwar schneller, brauchen aber länger zum Segelbergen – erreichen wir als erste den Kai.  Schon beim Anlegen erkennen wir, warum in der hübschen Bucht außer einer einzigen Motoryacht kein Sportboot festgemacht hat: Der Schwell im Hafen ist beim aktuellen Ostwind so heftig, dass wir nur unter Schwierigkeiten über unsere „Passarelle“ (in Wirklichkeit ein schweres, ungehobeltes Brett) an Land kommen.

Da heute am Mittwoch Abend gerade mein Online-Griechischkurs läuft, bleiben wir zunächst hier, das leidliche WLAN der Taverne reicht für Zoom aus. Wir bestellen uns noch Vorspeisen und Souvlaki.

Der Schwell hat um 20h  kaum nachgelassen, und so lichten wir zum dritten Mal an diesem Tag den Anker, um gegenüber im Lee von Skiathos noch die „Banana“-Bucht anzulaufen. Wir erreichen sie mit dem letzten Tageslicht und werden vom nahen Sterne-Hotel Elivi mit entspannter Lounge-Musik beschallt.

Donnerstag

Der Ostwind kommt zuverlässig am Vormittag, nimmt langsam bis 18kn zu und schiebt uns mit Schmetterlingskurs bis zur Einfahrt des Golfs von Volos.

Da sich der Himmel eintrübt und sogar einige Regentropfen erwartet werden, verzichten wir auf eine weitere Anker-Nacht und fahren mit halbem Wind und Topp-Speed weiter in unseren Heimathafen Volos. An diesem unseren letzten Törntag hatten wir nochmal optimalen Wind und sind die 31sm – bis auf die An- und Ablegemananöver – ganz ohne Motor ausgekommen! (Obwohl wir nach den kürzlichen Erfahrungen unseren guten Volvo durchaus hochschätzen…)

Demo in Volos: die linken Studenten wissen genau, wer schuld ist an der Bootskatastrophe von Pylos, wie überhaupt an allem: der Kapitalismus ist’s, und die NATO und die EU.

Freitag

Der letzte Tag in Volos vergeht wie gewohnt mit Aus-, Um- und Einpacken  – was bleibt am Boot, was kommt ins Gepäck, was ins Lager….? Christel hat wieder perfekt mit unseren Vorräten geplant, und außer ein paar Bierdosen sind nur wenige Lebensmittel übrig.

Der Großteil der Packerei bleibt an der besten aller Bordfrauen hängen, denn der Skipper beschäftigt sich wieder mal mit letzten Reparaturen:

  • Ein neuer Toilettensitz ersetzt den wacklig gewordenen  alten,
  • Undichte Schlauchverbinder der Heißwasserleitungen werden erneuert,
  • und ich baue eine neue Waschbeckenarmatur ein, die Schrauben der alten waren komplett durchgerostet. Bei der extrem fummeligen Arbeit in der Enge unter dem Waschbecken unterstützt mich der Student Beven aus Südafrika, der bei Alex als Praktikant arbeitet.

Am Samstag bringt uns Marabu zurück nach München, diesmal sogar unerwartet pünktlich.

Zoombare Route hier

Wir waren diesmal 31 Tage unterwegs, einschließlich 4 Hafentage. Wir haben 18 kleine und große Inseln besucht, die Mehrzahl zum ersten Mal, und dabei 626 Meilen zurückgelegt, gut die Hälfte unter Segeln.

Wir hatten herzerwärmende Begegnungen mit Delfinen und durften geschichtsträchtige Orte, einsame Badestrände und nicht zuletzt tolle Menschen kennenlernen.

Wir sind dankbar, dass bei allen diversen Malheurs nichts ernstes passiert ist, weder Krankheit noch Sturm.

Danke auch an die Leser dieses Blogs für euer Interesse und die positiven Rückmeldungen!